Russische Austauschschüler zu Gast in Rahden

Zehnjähriges Bestehen des Schüleraustausches zwischen dem Gymnasium Rahden und der Puschkin-Schule in Jaroslawl

Bereits zum wiederholten Mal besuchte in der ersten Aprilwoche eine Austauschgruppe der Schule Nr. 43, die den Namen des russischen Dichters Alexander Puschkin trägt und in der Wolgastadt Jaroslawl liegt, das Gymnasium der Stadt Rahden. Die Gruppe bestand aus zwölf Schülern und zwei Deutschlehrerinnen, die in deutschen Gastfamilien untergebracht waren. Organisiert wurde der Aufenthalt von Volker Schmidt, Astrid Reinke-Witzke und Armin Witzke, die jeweils eine der beiden Lehrkräfte aufnahmen. Thema der projektorientierten Begegnung, die von der Stiftung „Deutsch-Russischer Jugendaustausch“ in Hamburg sowie aus Mitteln der Deutschen BP gefördert wurde und an der seitens des Rahdener Gymnasiums Schüler der Russischkurse der Jahrgangsstufen 8 und 9 teilnahmen, war die Erkundung von Natur- und Landschaftsräumen der näheren und weiteren Umgebung.

So unternahm die Gruppe zunächst eine Exkursion zur Adlerwarte ins lippische Berlebeck, wo im Rahmen eines Fachvortrags und Freiflugprogramms spannende Einblicke in die Lebensweise und Flugkünste heimischer und exotischer Raubvögel gewonnen werden konnten. Dass die Greifvögel den Schülern dabei teilweise sehr nahe kamen, war für viele ein besonderes Erlebnis, auch wenn man als Zuschauer bisweilen seinen Kopf einziehen musste, um von den Vögeln nicht gestreift zu werden beziehungsweise diesen als Landeplatz zu dienen.

Bei der Erkundung des Nahraums durfte natürlich eine Begegnung mit dem Lebensraum Moor nicht fehlen. Unter fachkundiger Leitung eines Moorführers erfolgte ein Besuch des Moorhus in Gehlenbeck, an den sich ein ausgiebiger Spaziergang durch das Große Torfmoor anschloss, der einen guten Eindruck von den Besonderheiten der Flora und Fauna, aber auch der Geschichte dieses Naturraums vermittelte.

Höhepunkt des Programms war dann zweifelsohne eine Tagesfahrt auf die Nordseeinsel Langeoog, deren unterschiedliche küstenmorphologische Landschaftszonen mit ihrer spezifischen Tier- und Pflanzenwelt im Rahmen einer geführten Erkundungstour mit dem Fahrrad erschlossen wurden. Hier war schließlich gute Kondition gefordert, als man anfangs gegen den Wind zum höchsten Punkt der Insel mehrere Kilometer Richtung Osten fuhr. Von der Melkhörndüne aus bot sich dann als Entschädigung für die Anstrengungen ein herrlicher Rundblick über Dünen-, Salzwiesen- und Wattenlandschaften, die bereits von einer Vielzahl an Rast- und Brutvögeln bevölkert waren. Mit Sonnenschein von vorn und wohltuendem Rückenwind ließ man sich anschließend wieder Richtung Inseldorf treiben, wo noch Zeit für kleine Einkäufe und einen Spaziergang zum Nordseestrand blieb.

Mit einem gemeinsamen Abschiedsnachmittag bei selbstgebackener Pizza und Kuchen klang die Begegnung am Freitag, dem 4. April 2014, im Rahdener Museumshof aus; gemeinsam ließ die Gruppe anhand einer Fotopräsentation und selbst verfasster Artikel die erlebnisreiche Woche Revue passieren. Dies gelang besonders gut auf Grund der fundierten Deutschkenntnisse der russischen Schüler, die in ihrer Heimatschule, einer Schule mit erweitertem Deutschunterricht, die deutsche Sprache bereits ab der zweiten Klasse als eine Art Leistungsfach erlernen. Der besondere Stellenwert des Faches Deutsch an der Puschkin-Schule und die Möglichkeit, das Fach Russisch im Wahlpflichtunterricht am Gymnasium Rahden zu belegen, stellten vor zehn Jahren eine solide Basis für die Einrichtung der Partnerschaft zwischen beiden Schulen dar.

Die Herzlichkeit der diesjährigen deutsch-russischen Begegnung wurde schon während der gemeinsamen Woche bei den schulischen wie privaten Unternehmungen der Gäste und Gastgeber deutlich, und so fiel der Abschied von den Gästen am Sonntagmorgen auf dem Mindener Bahnhof entsprechend tränenreich aus. Doch mit Vorfreude blickt die deutsche Gruppe nun auf das Frühjahr des kommenden Jahres, wenn sie ihre liebgewonnenen Gäste wiedersehen kann – und zwar diesmal nicht in Rahden, sondern an den Ufern der oberen Wolga in Jaroslawl.

Rahdener Austauschschüler zu Gast in Russland

Herzliche deutsch-russische Begegnung an der oberen Wolga

In der letzten Maiwoche haben 13 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Rahden in Begleitung der Lehrkräfte Volker Schmidt und Astrid Reinke-Witzke die Wolgastadt Jaroslawl besucht, die sich rund 280 km nördlich der russischen Hauptstadt Moskau befindet. Die Reise fand als projektorientierte Begegnung mit Schülerinnen und Schülern sowie Kolleginnen der dortigen Puschkinschule statt, mit der das Rahdener Gymnasium seit 2003 eine Schulpartnerschaft unterhält und im jährlichen Wechsel einen Schüleraustausch durchführt. Bereits im Frühjahr des Vorjahres waren Gäste aus der Wolgastadt zu Besuch in Rahden, mit der jetzigen Reise erfolgte nun der entsprechende Gegenbesuch. Die Unterbringung geschah somit in den russischen Familien, deren Kinder vor einem Jahr schon bei uns zu Gast waren.

Die Austauschbegegnung, die mit Mitteln der Stiftung „Deutsch-Russischer Jugendaustausch“ in Hamburg gefördert wurde, zeichnete dich durch einen projektorientierten Charakter aus: Im interkulturellen Vergleich befasste sich die Schülergruppe mit umweltbezogenen Fragestellungen und Problemfeldern. Schwerpunkte bildeten hierbei u.a. eine Fahrt zum Wolgakraftwerk von Uglitsch sowie der Besuch einer Aufzuchtstation für Elche unweit der Stadt Kostroma. Im Uglitscher Museum für Hydroenergie, das an das dortige Kraftwerk angegliedert ist, erfuhr die Gruppe Wissenswertes über die Stromproduktion durch Wasserkraft und die Geschichte des Kraftwerks, das in den 1930er Jahren zum einen als Prototyp für die später errichteten Großkraftwerke der Wolga-Kama-Kaskade diente, zum anderen aber auch ein bewegendes Beispiel für die Realisierung von Großprojekten unter Einsatz zahlloser Zwangsarbeiter in der Stalinzeit darstellte.

Einblicke in die Aufzucht und Lebensweise von Elchen als größter heute vorkommender Hirschart erhielten die Schüler in der Elchfarm von Sumarokowo, einem Dorf östlich der alten Handels- und Wolgastadt Kostroma. Hier konnte man den Tieren, die in einem riesigen Waldgehege gehalten werden, hautnah begegnen. Dass diese den Schülern bei der Fütterung sogar aus der Hand fraßen, war dabei ein ganz besonderes Erlebnis. Ziel der schon seit den 1940er Jahren bestehenden Station ist die Erforschung der Verhaltensweisen des „Königs des Waldes“, aber auch die Aufzucht verwaister Jungtiere.

Abgerundet wurde das Programm durch einen Aufenthalt in Moskau, wo bekannte Sehenswürdigkeiten wie der Rote Platz, die Basilius-Kathedrale mit ihren bunt bemalten Kuppeln und der Kreml besichtigt wurden.

Die An- und Abreise der Austauschgruppe nach bzw. von Jaroslawl erfolgte mit der Eisenbahn; auf der Hinfahrt nutzte man den direkten Nachtzug ab Hannover nach Moskau, und bereits beim Bezug der Schlafabteile konnte man spüren, dass der Zug bereits ein Teil von Russland war: Neben den Schlafwagen waren auch die meisten Reisenden sowie das Zugpersonal russischer Herkunft, und so konnte man sich langsam an den allmählichen Übergang in die russische Kultur gewöhnen, während der Zug durch die weiten Landschaften Weißrusslands und Russlands fuhr.

Zur russischen Kultur gehört zweifelsohne die sprichwörtliche russische Gastfreundschaft, und diese konnten die Austauschschüler durch die Gastgeber und Lehrkräfte der Puschkinschule in besonderer Weise erfahren. Die Herzlichkeit der Aufnahme und der erlebten deutsch-russischen Kontakte sind es schließlich, die am stärksten in Erinnerung bleiben werden, und dies ist umso wichtiger, als hierdurch eine freundschaftlich geprägte Realität erfahren werden konnte, die sich von der derzeitigen Verstimmung auf außenpolitischer Ebene erheblich unterscheidet.